Von futuristisch bis praktisch: Unsere Beispiele von Tiny Houses zeigen, wie man mit wenig Platz maximalen Wohnraum schafft – und was die Mini-Häuser kosten.
Per Kran, Tieflader, Bahn oder Schiff kommen sie an jeden gewünschten Einsatzort. Und dort bleiben sie, wachsen oder ziehen wieder um – eben wie das Leben so spielt: Tiny Houses. Es ist nicht übertrieben, von einem Trend zu sprechen: Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, ein solches Tiny House zu kaufen. Auf die Frage “Leben in einem Tiny House – können Sie sich das vorstellen?” antworteten in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im August 2019 33 Prozent der Befragten mit Ja.
Wohnraum ist in vielen Städten knapp. Da kommen Tiny Houses gerade recht, können sie doch kleinste Lücken füllen. Ein Grundstück von etwa 200 Quadratmetern Fläche mit Anschlüssen reicht den Mini-Häusern. Dabei kann die Fläche vielleicht nicht einmal gekauft, sondern gepachtet oder geleast sein.
Tiny Houses als vollwertiger Lebensraum
Die flexiblen Bauten dienen nicht nur als vollwertiger Lebensraum für moderne digitale Nomaden, die der Job oder die Liebe in eine andere Stadt verschlägt. Tiny Houses bieten sich auch als unkomplizierte Wohnraumerweiterung an – auf ein bestehendes Flachdach oder in den Garten gesetzt.
Der Bedürfnisse gibt es viele. Da kann Oma auf das Grundstück ihrer Kinder ziehen, bleibt im eigenen Heim autark und ist dennoch ihrer Familie nah. Oder Existenzgründer richten sich im heimischen Garten ein abgeschlossenes Büro ein. Ideal auch für selbständige Mütter oder Väter, die trotz abgeschiedener Arbeitsstätte für die Kinder immer erreichbar sein wollen.
Zukunftsvisionäre, mutige Architekten, aber auch Fertighaus-Hersteller wagen sich an den Bau von Mini-Häusern. Sie schaffen höchst modernen Wohnraum, der sowohl optisch ansprechend als auch funktional ist. Die meisten Tiny Houses lassen sich ganz nach dem eigenen Zeit- und Lebensplan verändern, unkompliziert aufstocken, erweitern oder auch wieder zurückbauen.
“Flying Spaces” nennt SchwörerHaus sein Modulhaus-Konzept, dessen kleinstes Modell schon für 30.000 Euro zu haben ist. Mit ihren fliegenden Bauten spielen die findigen Schwaben nun sogar Zukunftsmusik: In einem Forschungsprojekt demonstrieren sie, wie sich zukunftsfähige Gebäude, neue Mobilitätskonzepte und eine intelligente Energieversorgung nachhaltig miteinander verbinden lassen.
Das Aktivhaus B10 erzeugt doppelt so viel Strom aus erneuerbaren Energiequellen, wie es selbst verbraucht. Es speist mit dem Überschuss zwei Elektroautos sowie das benachbarte Museum in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung.
Professor Werner Sobek hat den innovativen Bau auf Basis der “Flying Spaces” geplant, mit einem durchdachten Energiekonzept und einer selbst lernenden Gebäudesteuerung (Smart Grid) ausgestattet.
Tiny House 2: “LoftCube” und “Fincube”
Zur Avantgarde deutscher Designer, die sich etwas trauen, zählt zweifelsfrei auch Werner Aisslinger. Der Berliner, der permanent neue Technologien und Materialien für seine Arbeiten auslotet, erschafft mit seinem LoftCube einen futuristischen Wohncontainer.
Medienpräsent aufgestellt auf einem Hochhaus-Flachdach, tritt der Gestalter des Tiny Houses mit seinem eigenwilligen Ausflug in die Architektur eine Welle los. Sein ökologischer Nachfolger, der Fincube, wird in Südtirol in Niedrigenergiebauweise produziert. Das mobile Loft aus Holz und Glas verbindet Nachhaltigkeit mit exklusivem Design.
Tiny House 3: “coodo”
Gerade einmal auf eine Summe von 17.000 Euro Kaufpreis kommt die sparsamste Version der Firma LTG (Lofts to go). Die Brandenburger taufen ihre Bungalows “coodo”.
Das moderne, offene Design und der weitgehende Verzicht auf Trennwände scheinen jeden verfügbaren Quadratmeter gefühlt zu verdoppeln. Die markante Gebäudehülle besteht aus Glasfaserbeton auf verzinktem Stahlskelett. Das macht das Tiny House “coodo” korrosionsfrei und wasserbeständig.
Tiny House 4: “Ecocapsule”
Winzig, mobil und auf das autarke Leben ausgelegt ist das visionäre Wohn-Ei “Ecocapsule” von Nice Architects. Die Slowaken bringen auf 4,48 x 2,40 x 2,48 Meter Fläche Wohnraum für zwei Personen inklusive Dusche und WC unter. Dank Solaranlage und Windturbine versorgt sich die Ökokapsel selbst.
Das dank der besonderen Form der Behausung aufgefangene Regenwasser wird bei “Ecocapsule” sogar zu Trinkwasser aufbereitet. Laut Hersteller wird das Tiny House zum Stückpreis von 79.900 Euro angeboten.
Tiny House 5: “MINI LIVING Urban Cabin”
Seit 2016 schon beschäftigt sich der Autohersteller BMW mit der Frage, wie in großen Städten auf begrenztem Platz neuer Wohnraum geschaffen werden kann. “Mini Living” heißt das Projekt, in dessen Rahmen auch unter dem Namen “Urban Cabin” ganz konkrete Designstudien gemacht wurden.
In fünf Städten (London, New York, Los Angeles, Peking und Tokio) ließen die Autobauer jeweils ein Minihaus nach dem gleichen Konzept errichten. Die “Urban Cabins” bestehen immer aus drei Bausteinen: Die beiden äußeren Elemente bilden Wohn- und Schlafbereich auf der einen sowie Bad und Küche auf der anderen Seite. Beide werden vom “Mini Living”-Team gestaltet.
Der dritte Teil soll ein Erlebnisraum mit Installationscharakter sein. Diesen Teil der Cabin gestaltet jeweils ein lokales Architekturbüro, wobei bei der Gestaltung vor allem auf die Eigenheiten des Standortes eingegangen werden soll.
Die rund 15 Quadratmeter großen Kabinen sind (noch) nicht zu kaufen. 2019 soll allerdings in Shanghai mit dem “Mini Living”-Gebäude ein erstes, größeres, aus rund 50 Gebäuden bestehendes Co-Living-Projekt entstehen, das Vorbild für eine weitere Umsetzung in anderen Städten sein könnte.
Tiny House kaufen, Baurecht beachten
Ein Tiny House zu kaufen ist also gar nicht mehr so kompliziert – und wird mit der zunehmenden Massenproduktion auch immer erschwinglicher. Mehr Infos zu den Kosten lest ihr in unserem Beitrag “Tiny House: Mit diesen Kosten müsst ihr rechnen”. Alternativ könnt ihr euch ein Tiny House natürlich auch selber bauen.
Doch es gibt ja auch noch das deutsche Baurecht, und dieses hat nicht umsonst den Ruf, weltweit eines der umständlichsten zu sein.
Selbst die kleinste Bude bedarf in Deutschland einer Baugenehmigung, sofern sie zum Wohnen dienen soll. Für so genannte untergeordnete Gebäude wie Gartenhäuser, die nicht zum ständigen Aufenthalt bestimmt sind und eine gewisse Größe nicht überschreiten, reicht häufig eine Anmeldung. Für Tiny Houses, die dauerhaft bewohnt werden sollen, gilt dies aber nicht.
Das Bauamt ist die richtige Adresse, um erst einmal zu erfahren, ob fürs Tiny House eine Baugenehmigung benötigt wird. Die Höchstgrenzen der umbauten Flächen sind nämlich regional sehr unterschiedlich.
Den Bauantrag für das Mini-Haus muss der Bauherr an die zuständige Behörde stellen. Das übernehmen im Regelfall die Architekten. Häufig bieten auch die Haushersteller einen Bauantragsservice an. Mehr zum Thema Baurecht und Tiny Houses lest ihr in unserem Beitrag: Legal wohnen im Tiny House.
Wer einmal ausprobieren will, wie es sich anfühlt, in einem Tiny House zu wohnen, der findet Adressen, wo dies möglich ist, in unserem Artikel “Probewohnen im Tiny House”.